Top 2 des Jahres: Tool mit Fear Inoculum
Tool und nochmals Tool. 13 Jahre musste man sich gedulden, bevor Keenan und Co sich zu einem neuen Album herablassen. Über jeden Zweifel erhaben und in einer anderen Liga spielend, ist „Fear Inoculum“ ein Koloss von Album. Progressiv, fordernd und dennoch so betörend schön. Unser Platz 2 in den Jahrescharts für 2019.
Tool und nochmals Tool. Kaum eine Band hat uns in den letzten Jahren derart viel Haare gekostet wie diese Band. Wollten sie nicht? Oder konnte sie nicht? Was war das verdammte Problem? Wie kann man seine Fans derart an der kurzen Leine halten? Und wieso hat diese Truppe überhaupt noch Fans? Fragen, die jedem Freund und Sympathisanten der Band durch den Kopf gingen. Ähnlich wie damals bei Guns ‘n‘ Roses entwickelte sich das Gerede über ein neues Album zu absoluten Running Gag. Ein Scherz, der Fans der ersten Stunde immer wieder den Tränen nahe brachte. Eine mittelschwere Sinnkrise hatte so mancher Bekannte und Freund. Man vermied das Thema und sobald es auch nur in die Richtung Tool ging, trank man schnell aus und verzog sich von der Party. Und als ob dies nicht schon alles schlimm genug war, goss Maynard selbst noch Öl ins Feuer!
A Perfect Circle waren zuerst dran…
Aus reiner Boshaftigkeit heraus – so natürlich nur die Tool-Jünger – veröffentlichte er mit seiner anderen Band A Perfect Circle auch noch im April des Jahres 2018 ein neues Album. Geradezu ausgelassen zeigte sich der Mann hier und ja, man konnte sogar den Eindruck gewinnen, dass der alte Misanthrop wie ausgewechselt sei. Geradezu fröhlich waren so manche Klänge bei „Eat The Elephant“, wenn auch das Artwork was anderes ausdrückte. Und wie soll man denn bitte Stimmungen wie bei „So Long, And Thanks For All the Fish“ deuten? Sind das wirklich zwei springende Delfine in der Abendsonne, die das Artwork zu dieser Single zieren? Und wirklich „Bravissimo, hip hip hooray“? Ja, singt der Maynard. Man musste vermuten, dass der gute Mann nun endgültig übergeschnappt sei. Oder doch sein bester Kunde, wenn es um seinen selbstangebauten Wein geht. Sei es drum, denn Tool haben die Kurve bekommen.
… und dann kam doch ein Album von Tool
Es war eine kurzfristig angesetzte Sache. Wenigen Pressemenschen wurde das neue Tool-Album vorgestellt. Vielmehr waren es Indizien, die auf eine zeitnahe Veröffentlichung schließen sollten. Tool wurden bei Spotify gelistet, was einem weiteren Weltwunder gleichkam. Dann kursierten erste Eindrücke von Menschen, denen das Album in Amsterdam oder London vorgespielt wurde. Interview-Anfragen liefen natürlich ins Leere oder wurden durch ausschweifende Pressetexte abgehandelt. Zugeknöpft bis Oben hin und dies trotz der Tatsache, dass mit „Descending“ und „Invincible“ bereits zwei Songs von der Band selbst live vorgetragen wurden. Masche? Konzept? Oder doch eine aufgeschlossene Band, die hermetisch abgeriegelt wurde? Man wusste es nicht und nein, eine solche Interviewfrage würde man einem Maynard James Keenan auch niemals stellen. Gottgleich mit seiner Stimme, über Allem stehen und ja, und ein Mensch, der sich auch wortgewandt zu einem Wirbelsturm entwickeln kann. Man einer wusste dies, aber egal, Interviews gab es eh nicht.
„Fear Inoculum“ wurde mit Konzerten vorangekündigt
Man absolvierte Konzerte vor dem Release im August. Man spielte sich warm und zeigte, dass Tool auch 13 Jahre nach dem letzten Album „10,000 Days“ ausserhalb jeder Konkurrenz laufen. Rock Am Ring durfte einen der beeindruckendsten Auftritte jemals erleben und die Solo-Show in Berlin wurde kurzerhand zu einer Messe umgebaut zu der Menschen aus allen Richtungen strömten. Der Messias war geboren und zeigte sich. Mit „Fear Inoculum“ sollte dann Heiligsprechung erfolgen, welche am 30. August über die Bühne ging. Mit einer Woche Vorlauf durften manche Presse-Menschen den Klängen lauschen. Eine Titelsong, der behutsam ein Album eröffnete, welches manchen Freund in den (positiven) Wahnsinn treiben sollte. „Pneuma“, ein Koloss von Song und mit einer Spielzeit von fast 12 Minuten war der zweite Song und gleichzeitig der Höhepunkt für Freunde der Band.
Alle Trademarks und doch noch ein bisschen besser als zuvor
All diese Trademarks waren vorhanden, als ob man sich nie von der Bildfläche verabschiedet hätte. Ein Danny, der jedem Drummer aufzeigte, wie man eben Schlagzeug spielen kann und muss. Alles andere ist doch Kindergarten! Gitarrist Adam Jones so markant wie eh und je. Nein, Soli-Gewirbel gibt es immer noch nicht. Vielmehr ist es der statte Sound und die Art und Weise wie er spielt. Mit Justin am Bass vervollständigte sich das Klangbild auf eine herrliche Art und Weise. Kein Auge blieb trocken und ja, man wusste spätestens jetzt, wie sehr man Tool vermisst hatte. Und ja, ein Maynard, der eben bei Songs wie „Invincible“ oder „Culling Voices“ zur Höchstform aufläuft. Ach und „7empest“ erst. Ein Song zum Niederknien und by the way Kritik an der US-Regierung! Kurzum: Tool sind so stark wie eh und je. Oder noch besser? Egal, sie sind unser Platz 2 in den Jahrescharts!
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