Die EMP Plattenkiste zum 29. Januar 2015
Bock auf Krawall und Remmidemmi? Bock auf straight auf die Fresse? Und auch Lust, die Botschaften unverblümt um die Ohren gepfeffert zu bekommen? Na dann sollten GWLT euch zusagen. Als „Gewalt“ ausgesprochen, zeigen sich die Münchner mit dem Herz auf der Zunge! Missstände werden angesprochen, Protest kundgetan. Musikalisch bewegt sich das Ganze in einem spannenden Bereich aus Metal und Crossover. Wer damals den „Judgment Nigh“ Sampler geil fand, Rage Against The Machine liebt und auch Thumb, Such A Surge und all die fetzigen Bands von damals Bombe fand, der dürfte mit „Stein & Eisen“ geradezu aufblühen. Altbacken ist dieses Album zu keinem Zeitpunkt und man muss GWLT klar eine fette, zeitgemäße Produktion zusprechen. Ein wirklich massives Album und mit 13 Songs picke-packe-voll mit viel Energie! Chapeau GWLT!
Im Bereich Metalcore ist die Lebenserwartung einer Band mittlerweile erschreckend gering. Das Becken ist voll und die größeren Bands fressen die kleinen Fischchen dann doch auf. Bury Tomorrow haben anscheinend den kritischen Punkt seit dem 2014er-Album „Runes“ überschritten und können 2016 mit dem Album "Earthbound“ gelassen entgegen schauen. Musikalisch natürlich immer noch gewohnt mit Breakdowns ohne Ende, brachialen Breaks, harten Riffs, aber eben auch melodischen Elementen agierend, zeigen sich Bury Tomorrow geradezu abwechslungsreich für diese Art von Musik. Nicht nur die Tatsache, dass Hatebreed-Schreier Jasta beim Hardcore-Klopfer „301“ sich zeigt, spricht Bände. Auch gesanglich an Sevendust erinnernd können Bury Tomorrow voll überzeugen. Eine Weiterentwicklung, die meiner Meinung nach zu selten im Metalcore-Sektor angegangen wird. Komisch, denn das frisches Blut einer Band gut zu Gesicht stehen kann, sieht man ja hier.
Best-Of-Alben sind immer so eine Sache, bei der man kopfkratzend dasteht! Soll man das nun gut finden? Muss man es gut finden? So als Fan! Teilweise ja, doch dann ist man wieder skeptisch. Zugegeben, auch meine erste Reaktion als ich mitbekommen habe, dass die Emil Bulls ein Best-Of mit dem Namen „XX“ rausbringen wollen. 29 Songs verteilt auf zwei Alben sind aber schon mal ne Ansage! Dann noch eine Unterteilung vorzunehmen, die sich in die Parts „Candlelight“ und „Hellfire“ unterteilt, weckt schon mal mehr Interesse! So, nun aber mal Tacheles. „Candlelight“ stellt eine Darbietung von bekannten Songs in einem „Unplugged“-Rahmen dar. Wer nun den Zucker schon riecht, Frauen schmachten sieht und sich gelangweilt wegdrehen will, dem sei gesagt, dass die Songs derbe authentisch daher kommen! Streckenweise muss man sich schon die Frage stellen, wieso die Hits nicht schon von jeher akustisch aufgenommen wurden. Diese Frage können wohl nur die Bulls selbst beantworten! „Hellfire“ dagegen ist wörtlich zu nehmen und stellt die gewohnte Brettseite der Band dar. „XX“ ist sicherlich nicht für jeden Fan die Offenbarung, aber ein derb guter Abriss der Bandgeschichte, die nun auch schon 20 Jahre alt ist! Emil Bulls, wir wünschen euch das Beste und auf weitere 20 Jahre!
Nevermen ist wohl das, was man als „ich scheiß auf eure Erwartungen“ bezeichnen darf. Wieso? Nun, Dauer-Weirdo Mike Patton strahlt dies schon durch seine Ausstrahlung aus. Was Patton macht ist für viele Menschen unhörbar, was aber den guten Mann sicher nicht zum Umdenken anregt! Im Gegenteil: Hasst man ihn, performt er noch mehr! Mit Nevermen steht nun ein neues Projekt vor einem, was sich mit dem Rapper Adam Drucker aka Doseone und dem Frontmann Tunde Adebimpe von TV On The Radio zu einem Allstar-Projekt aufplustert. Strukturen in der Musik sucht man länger, Ohrwürmer vergeblich! Nevermen ist ein Kiste, die eine schier uneingeschränkte Aufgeschlossenheit seitens des Hörer fordert, dann sich aber von der besten Seite zeigt. Sei es die pervers markante Stimme von Patton, die orchestralen Klängen, Samples, welche nicht von dieser Wet sein können oder eben auch eine Detailliebe, wie sie nur Patton selbst auf einen Tonträger bringt! Wer auf einen Refrain wartet oder diesen sogar benötigt, der soll bitte die Finger von diesem Album lassen! Wer aber seinen musikalischen Horizont erweitern will oder meint diesen mal zu überdenken, der wird mit dem gleichnamigen Album von Nevermen mehr als reich beschenkt!Wo Mike Patton sich streckenweise auf minimale Klangwelten verlässt, da haut Tobias Sammet mit Avantasia eher die dicken Nummern raus. Richtig gelesen? Der Meister der opulenten Rocknummern ist zurück und stellt sich mit „Ghostlights“ den Kritikern. Wer die musikalische Reise der Superlative will oder sogar braucht, der wird hier fündig! 70 Minuten sperriges, aber sehr geniales Zeug, was in seiner Komplexität sicher nicht direkt zu erfassen ist. „Let The Storm Descend Upon You“ fesselt über 12 Minuten hinweg und zeigt sich mit Klavier und epischen Gitarren von der allerbesten Seite. Dee Snider steuert seinen Beitrag zu „The Haunting“ bei, während „Seduction Of Decay“ durch Geoff Tate aufbrausend, wenn auch nicht minder düster, lebt! Sammet zaubert mit seinem siebten Album und schnell stellt sich der Eindruck ein, dass hier nichts aufgesetzt ist, sondern durch die Perfektion des Mannes getrieben ist! Ein Meisterwerk, welches so schnell nicht übertroffen werden kann!
Tags: Avantasia Bury Tomorrow Earthbound Emil Bulls Ghostlights GWLT Nevermen Plattenkiste Reviews Stein & Eisen Veroeffentlichungen XX | permalink