Das Album der Woche: Foo Fighters mit Medicine At Midnight
Foo Fighters Fans müssen nun tapfer sein. Nein, Medicine At Midnight ist nun sicher kein Album wie seither. „Everlong“ wurde auch nicht neu aufgelegt. Vielmehr geht die Band einen neuen Weg. Einen, den sie selbst so wollten und der dennoch gnadenlos gut ist. Unser Album der Woche bei EMP!
Die Foo Fighters sind wieder am Start. Auch an dieser großen Band zog die Covid-Krise nicht spurlos vorbei. Mastermind Dave Grohl musste quasi seinen Männern sagen, dass die geplante 18-Monate-Tour zum 25. Jubiläum der Band abgesagt wird. Und dann noch der Umstand, dass man ein neues Album bereits zu Beginn 2020 fertig stellte und nun nicht live präsentieren konnte. Also was tun? Zu Hause sitzen und abwarten. Zumindest eine Weile. Doch wer Grohl kennt, der weiß, dass dieser Hummeln im Hintern hat. Ein neuer Plan musste her und so entschloss man sich im Sommer 2020 dem Album „Medicine At Midnight“ auch in diesen schwierigen Zeiten eine Chance zu geben. Es wurde ein Datum für die Veröffentlichung fixiert und die Promo-Maschine nahm langsam wieder fahrt auf. Mit „Shame Shame“ zeigte man sich wieder auf der Bildfläche, was so manchen Fan aber irritierte. Das sind die Foos?
„Medicine At Midnight“ ist so komplett anders…
Ja, werte Herrschaften, das sind die Foo Fighters. Euch hat „Shame Shame“ geschockt? Dann müsst ihr nun ganz tapfer sein, denn es wird keine Neuauflage von „Everlong“, „Best Of You“ oder sonstigen Songs geben, die euch aus der Reserve locken. Wieso auch? Mit dem 10. Album, unermüdlichem Touren und einer starken Präsenz ist per se Alles über die Foo Fighters gesagt, was euch milde stimmt. Die Band muss sich und uns nichts mehr beweisen. Was auch, wenn man bedenkt, dass selbst rund drei Stunden Liveshow nicht ausreichen, um alle Hits zu spielen. Kurzum, die Band hat das gemacht, was sie machen wollte. Ein lockeres Album, welches die Geschmäcker der Bandmitglieder widerspiegelt und in einem Party-Album mündet. das 10. Album in der Bandgeschichte ist anders und dennoch ist es ein Foo Fighters Album. Große Melodien werden serviert, wenn vielleicht auch nicht so offensichtlich wie bisher.
… und doch so gut
Wo „Making A Fire“ mit einem Singalong startet, wandelt der Song sich doch zu einer richtigen Foo Fighters-Nummer, wie sie eben nur aus der Feder von Grohl stammen kann. Das hektische Ende unterstreicht, dass der Band noch Rock innewohnt, wenn auch nicht plump, platt und über die ganze Dauer eines Songs. „Shame Shame“ ist bekannt und geizt nicht mit Soul. „Cloudspotter“ fährt ein Old-School-Riff auf, animiert zum Singen, Tanzen und Klatschen. Ja, super tanzbar, aber auch direkt ein Ohrwurm. Und dieser Refrain ist einfach derart gut, dass dieser keinen Menschen auf dem Hocker sitzen lassen wird. Falls doch, muss dieser gehörlos sein. „Waiting On A War“ ist wohl das, was man als Ballade eines Albums bezeichnet. Und dennoch entlädt sich der Song mit einem epische und auftürmenden Ende. Der Titeltrack ist eine Hommage an David Bowie und seinem Hit „Let’s Dance“. Chapeau, gut gespielt, bestens umgesetzt!
Die Foo Fighters liefern dennoch derbe ab
„Son Of Mine“ ist fährt die Gitarren auf und hat eine wahnsinnig spannende Melodie. Und dann kommt der Soul-Chor wieder, der die Sache doch noch zugänglich stimmen lässt. Trotz des galoppierenden Rhythmus, trotz der Auswüchse und Ausbrüche. „Holding Poison“ wirkt minimal und doch so vollständig. Eine Herangehensweise, die die Foos dieses Mal umgesetzt haben, in dem nicht alle Musiker vollumfänglich bei jedem Song mitwirken müssen. Großartig und als letzter Song ausgelegt ist „Love Dies Young“. Hit-Garant vom ersten Ton an, wunderbar instrumentalisiert und liebevoll dargeboten. Was die Foo Fighters mit „Medicine At Midnight“ losgelassen haben, ist ein Befreiungsschlag. Ein Album, welches sich abseits von dem bewegt, was man bisher gemacht hat. Und dennoch ein Werk, was sie auf die nächste Stufe hebt. Wunderbares Party-Album – von Vorne bis Hinten!
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