Aerosmith - Ende gut, Alles gut?
Es sind harte Zeiten für Freunde der Bostoner Truppe, die mit dem Spitznamen „The bad boys from Boston“ in den Musikgeschichte einging. Seit 1970 treibt man sein Unwesen und ja, mit mehr als 200 Millionen verkauften Alben, führt man die Liste der Bands an, die am meisten Alben im Bereich Hardrock an den Mann gebracht haben. Mit dem Gespann Tyler/Perry hat man wohl auch die schillernde Persönlichkeiten in den Reihen, die die Musikbranche jemals hervorgebracht hat. Legendär ist das Interview in dem Tyler zugibt, mehr als 5 Millionen Dollar für Kokain ausgegeben zu haben und er sich an diese Unmengen immer dann erinnert fühlt, wenn er schneebedeckte Berge sieht. Doch die wilden Zeiten sind Geschichte und nun soll auch das Bespielen der Bühnen dieser Welt vorbei sein. Zumindest wenn man dem offiziellen Statement zur sogenannten „Aero-Vederci-Tour“ Glauben schenken darf.
Aerosmith laden in Köln zum letzten Tanz
Mir rund 13 500 Fans soll die Party des Jahres steigen. So traurig der Anlass auch sein mag, so sehr freuen sich die Massen gegen 21:30 Uhr, als Aerosmith die Bühne erklimmen. Mit „Let The Music Do The Talking“ vom 1985er-Album „Done With Mirrors“ und dem direkt darauf folgenden „Young Lust“ aus dem Jahre 1989 zeigen Aerosmith, wo der Schwerpunkt des Abends liegen soll. Die alten Tage sollen der Fokus sein. Songs vom Debüt („Mama Kin“) werden ebenso bedacht wie „Sweet Emotion“ aus dem großartigen Album „Toys In The Attic“. Mit „Chip Away The Stone“ von „Gems“ oder „Rag Doll“ beziehungsweise „Dude (Looks Like A Lady)“ von „Permanent Vacation“ sollen nur noch weitere Beispiele benannt werden. Aber Aerosmith wären eben nicht Aerosmith, wenn sie ihre ganz großen Hits nicht ebenfalls berücksichtigen würden. „I Don’t Want To Miss A Thing“ kommt ebenso zum Tragen, wie „Cryin’“ oder der Übersong „Dream On“. Lediglich „Amazing“ soll auf der Setlist fehlen, was für den ein oder anderen weiblichen Fan sicherlich einem Fauxpas gleichkam.
Und wie war die Performance so?
Doch was bringt eine Auflistung von Songs, wenn die Performance nicht passt. Aerosmith zeigen von der ersten bis zur letzten Minute vollen Einsatz. Während sich die Band dezent im Hintergrund hält, ist es insbesondere Steven Tyler, welcher den Laufsteg zu seinem Podest macht. Neben einer schier unendlichen Anzahl seiner geliebten Mundharmonika, ist erneut sein Tücher-behängter Mikrofonständer der ständige Begleiter. Wer nun aber davon ausgeht, dass der mittlerweile 69-Jährige diesen als Krückstock missbraucht, der muss eines Besseren belehrt werden. Tyler ist agil und Tyler wirbelt wie ein kleiner Derwisch über die Bretter. Er sucht den Kontakt zur Menge und schmiegt sich an seinen Gitarristen, dass man angebliche Streitigkeiten zwischen den beiden nicht glauben mag. Doch nach rund 90 Minuten soll diese Show auch sein Ende finden.
Noch eine allerletzte Zugabe
Zur Zugabe wird ein weißer Flügel an den Bühnenrand gehievt an dem Tyler für „Dream On“ Platz nimmt. Joe Perry folgt später um auf dem Tasteninstrument seine Gitarre in den Fokus zu setzen. Was für ein Bild und spätestens jetzt sollte der letzte Kritiker davon überzeugt sein, dass dies hier nicht das Ende dieser Ära sein kann. Das obligatorische „Walk This Way“ nimmt man quasi mit feuchten Augen wahr, bevor ein allerletztes Mal ein „Thank you, Cologne“ ausgesprochen wird. Schluss, Aus und Vorbei! Das war es und Aerosmith sollen nicht mehr in Deutschland spielen? Es bleibt zu hoffen, dass sie sich einreihen in die Liste der Bands, die Lebewohl sagen, es aber nicht einhalten können. Seien es die Scorpions oder Depp Purple. Es bleibt zu hoffen, dass die getroffene Entscheidung revidiert wird. Denn Aerosmith sind ein Garant für Hits, Hits und nochmals Hits!
Die Setlist des Abends:
Let The Music Do The Talking
Young Lust
Cryin'
Livin' On The Edge
Love In An Elevator
Janie's Got A Gun
Stop Messin' Around (Fleetwood Mac Cover)
Oh Well (Fleetwood Mac Cover)
Mama Kin
Sweet Emotion
I Don't Want To Miss A Thing
Come Together (The Beatles Cover)
Chip Away The Stone
Rag Doll
Dude (Looks Like A Lady)
Dream On
Walk This Way
Kategorien: musik Peter Konzerte
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